Frohes neues Jahr! (01.01.2012)

Liebe Abenteurer Vana’diels!

Zum neuen Jahr, in das ihr hoffentlich gut reingerutscht seid, möchten wir euch alles, alles Gute, viel Glück und Gesundheit wünschen. Ihr füllt diese Welt mit Leben, und dafür danken wir euch! Ohne euch hätten wir es niemals auf stolze zehn Jahre gebracht! Wir freuen uns, auch 2012 mit euch an der Seite auf eine ereignisreiche Entdeckungsreise durch Vana’diel zu gehen.

Das FFXI-Entwicklerteam, die Lokalisationsabteilung und alle Projektbeteiligten


Illustration: Mitsuhiro Arita

Der Drache im Schafspelz

Das Jahr neigte sich seinem Ende zu, und in Süd-Gustaberg fiel feiner, flockiger Schnee, der es sich in den Falten unserer Kleidung gemütlich machte. Als Iron Hammer und ich das „Dampfende Schaf“ betraten, mussten auch wir auf die anwesenden Gäste wie die Tiere vom Schild der Gaststätte wirken. Die behagliche Wärme in der Wirtsstube ließ den Schnee schmelzen und in Dampfschwaden von unseren erschöpften Körpern aufsteigen. Der lange Marsch durch den tiefen Schnee war beschwerlich gewesen. Doch an eine Verschnaufpause vor dem warmen Kamin war leider nicht zu denken. Wir wurden bereits erwartet.

Am Tresen lehnte eine hochgewachsene Elvaan, deren Schönheit in starkem Kontrast zu unserer plumpen Erscheinung stand. Selbst die Narbe, die sich von ihrer Stirn zum linken Auge zog und ihr vermutlich von einer Klaue zugefügt worden war, konnte ihre Anmut nicht mindern. Im Gegenteil: Sie machte die grazile Frau auf geheimnisvolle Weise noch attraktiver. Sogar Iron Hammer, für den Frauen normalerweise so interessant waren wie Duschhauben für Orcs, blieb mit sperrangelweit geöffnetem Mund wie angewurzelt stehen. Ich versetzte ihm einen freundlich beherzten Schlag in die Rippen, um ihn auf sein selten dämliches Aussehen aufmerksam zu machen.

„Hm, was‘n los, Liz?“
Ein Sabberfaden tropfte aus Iron Hammers linkem Mundwinkel auf die Dielen, während er mich verdutzt anglotzte. Manchmal kann ich mich des Eindrucks einfach nicht erwehren, Männer haben den Sprung aus der Steinzeit in die Gegenwart irgendwie verschlafen. Na ja, was soll’s ...

Die Gastwirtin Hilda machte uns mit der Elvaan bekannt und wir erfuhren, dass wir es mit einer Historikern zu tun hatten.
„Gestatten? Ich heiße Valienne. Ich bin höchst erfreut, eure Bekanntschaft zu machen.“
„Hallo auch. Ich bin Liz. Und der Galka da ist Iron Hammer. Aber am besten kommen wir gleich zur Sache. Du bist auf der Suche nach Drachen?“
Meine Worte klangen vermutlich etwas schroff, aber an dem Auftrag war ich durchaus interessiert.

„In der Tat. Ich weiß nicht, ob es euch bekannt ist, aber dem fernöstlichen Kalender nach steht das nächste Jahr im Zeichen des Drachen“, erklärte Valienne.
„Die Toshigami meinst du? Ja, davon habe ich schon gehört. Sind das nicht die Tiergottheiten, die zu Anbruch des Jahres durch die Lande ziehen, um den Leuten eine reiche Ernte zu bescheren? Eine alte Sage aus dem Osten, wenn ich mich recht entsinne.“
Valienne schien nicht damit gerechnet zu haben, bei uns auf irgendwelches Vorwissen zu stoßen. Sie lächelte freudig überrascht und bejahte meine Vermutung.

Akademikerin hin oder her, ganz so helle schien sie also nicht zu sein. Denn selbst der größte Idiot ganz Vana’diels sollte nach zehn Jahren penetranter Toshigami-Besuche zu Neujahr eigentlich was von den Tiergottheiten mitbekommen haben. Manchmal waren es sonderbar seltene Wesen und einmal sogar magische Kreaturen, die diese verrückten Wissenschaftler aus Windurst geschaffen haben.

„Wenn ich mit meinen langjährigen Studien richtig liege, dann existieren noch immer Drachen auf dieser Welt“, sagte Valienne und ihre Augen bekamen einen träumerischen Glanz.
Mittlerweile taten die meisten Bewohner Vana’diels Geschichten über Drachen als Ammenmärchen ab, aber insbesondere unter den Elvaan glaubten einige mit nahezu religiösem Eifer an die Existenz der Wesen. Es sah ganz so aus, als sei diese Valienne eine von ihnen.

„Ich glaube fest daran, dass in einer abgelegenen Höhle tief im Felsmassiv des Graubergs bis heute gewaltige Drachen hausen, die über das Schicksal dieser Welt wachen.“
„Ah, ähm, ja.“
„Die Drachen erinnern sich noch genau der Zeiten, in denen sie von uns angebetet wurden. Ich bin mir sicher, dass sie das kommende Jahr nutzen werden, um sich abermals vor unser aller Augen zu offenbaren.“
Iron Hammer, dessen Verstand in Schwerfälligkeit seinem Namen alle Ehre machte, legte bei diesen Worten den Kopf stirnrunzelnd zur Seite und starrte mich fragend an.
„’nen Schimmer, wat die meint, Liz?“
„Na, die Drachen werden den Glauben an die Toshigami nutzen, um sich selbst als diese auszugeben und vor uns zu erscheinen, du Blockflöte!“
„Hä?“
Meine Güte, konnte so viel Begriffsstutzigkeit in einem Galka-Schädel Platz haben? Aber was regte ich mich auf. War doch jedes Mal dieselbe Leier.
Meine Erklärung schien bei Valienne auf wenig Gegenliebe zu stoßen.
„Von wegen ausgeben! Die Drachen brauchen sich nicht als Götter auszugeben! Sie sind Götter!“
„Äh, klar. Meinte ich doch. Nichts für ungut.“
Puh, die Fanatikerin fasste man wohl besser mit Samthandschuhen an.
„Es wäre von unschätzbarem Wert für meine Studien, wenn ich den Drachen einmal persönlich gegenüberstehen könnte.“
Aha, da hatten wir’s also. Sie wollte uns als Eskorte. Hatte ich so was Ähnliches nicht neulich schon mal gehört? Während ich noch darüber nachgrübelte, meldete sich unsere Geldbörse protestierend. Ja, ja, schon verstanden. Wir konnten es uns nicht leisten, einen Auftrag abzulehnen. Selbst wenn er von einer Verrückten stammte. Ich nickte Valienne zu und wir besiegelten die Sache mit einem Handschlag. Das war Ende letzten Jahres ...

„Liz, die Sonne geht auf!“
Iron Hammer jauchzte wie ein kleines Kind. Mein Blick folgte seinem wurstigen Zeigefinger. Tatsache, am Horizont krochen die ersten Sonnenstrahlen des neuen Jahres hinter den Bergwipfeln hervor und bahnten sich ihren Weg über die zerklüftete Landschaft zu uns. Ich blickte die Elvaan an, die neben mir stand.
„Alles klar bei dir? Bist du unverletzt?“
„Nicht der kleinste Kratzer. Ihr seid wahrlich stark und leistet vortreffliche Arbeit!“
Valienne lächelte mich zufrieden an. Zu unseren Füßen lag eine Gruppe Quadavs, die töricht genug gewesen war, uns überwältigen zu wollen.

Die ersten warmen Sonnenstrahlen in unserem Rücken, bahnten wir uns unseren Weg weiter durch die Gustaberg-Ödnis. Der Glanz war zuerst so unscheinbar, dass wir ihn fast übersehen hätten, doch dann entdeckten wir das Glimmen einige Dutzend Schritte vor uns im Nebel. Eine schimmernde Kugel, die etwa auf Augenhöhe vor uns in der Luft schwebte, kam in behäbigem Tempo auf uns zu.

„Das ist ein Leitstein! Er symbolisiert das kollektive Bewusstsein der Drachen“, erklärte Valienne und ihre Stimme überschlug sich fast vor Aufregung.
In jeder anderen Situation hätte ich vermutlich zuerst einmal zweifelnd nachgebohrt, woher sie das denn wohl wisse. Doch was sich im nächsten Moment vor unseren Augen abspielte, verschlug selbst mir die Sprache. Die leuchtende Kugel ... hatte einen ganzen Tross von Drachen im Schlepptau! Sie waren nicht besonders groß, aber ohne Zweifel Drachen! In Reih und Glied trotteten sie durch die Ebene, und ihre Schuppen funkelten prachtvoll im Rot der Morgensonne.

Iron Hammer und ich waren für ein paar Augenblicke wie paralysiert. Wir hatten nicht erwartet, hier auch nur einen Drachen zu finden. Ganz zu schweigen von einer ganzen Herde! Wenn die Jungs mit dem falschen Fuß aufgestanden waren und ihrem morgendlichen Unmut per Feuer- und Giftatem an uns Luft machten, wären wir im Nu höchstens noch als Grillkohle zu verwenden! Bislang schienen sie uns zum Glück jedoch nicht bemerkt zu haben.

Aber die leuchtende Kugel hielt unbeirrt auf uns zu! Ein eisiger Schauer lief mir über den Rücken. Und panische Angst ergriff Besitz von mir. Instinktiv drehte ich mich zu Valienne um und hatte das „Weg hier! Sofort!“ schon auf der Zunge ... doch die Elvaan war wie vom Erdboden verschluckt! Hatten die Drachen sie etwa schon erwischt? Mit einer Art Zauber vielleicht? Aber wie? Und das hätten wir doch bestimmt gemerkt.

„Sieh nur, Liz!“
Ich wandte meinen Blick in die Richtung, aus der Iron Hammers Stimme zu mir gedrungen war. Die leuchtende Kugel hatte ihre Richtung geändert und bewegte sich nun von uns fort. Genauso wie die Drachen. Ich stieß einen erleichterten Seufzer aus, der all die Anspannung von meinem Körper nahm. Im nächsten Moment gaben meine Knie nach und ich fiel rücklings auf den Hosenboden. Doch der dumpfe Schmerz in meinem Steißbein wurde von einer Stimme in meinem Kopf übertönt.
„Ohne euch hätte ich mich in Gustaberg nie zurechtgefunden. Habt vielen Dank!“

Obwohl diese Worte nicht laut ausgesprochen worden waren, konnte ich trotzdem einen vertrauten Klang an ihnen ausmachen. Der letzte Drache in der Prozession, der mir bis eben gar nicht aufgefallen war, blickt zu uns zurück. Von seiner Stirn verlief die Narbe einer tiefen Kratzwunde zu seinem linken Auge.

„Das werde ich euch nie vergessen.“

Ein Lächeln schien das Maul des Drachen zu umspielen.

Illustration: Mitsuhiro Arita

Veranstaltungszeitraum

Das Sonderereignis findet voraussichtlich von Samstag, 31.12.2011 um 15.00 Uhr (GMT) bis Montag, 16.01.2012 um 8.00 Uhr (GMT) statt.